cityscape peru

Das Beitragsbild stammt von meinem Kunstpädagogen Kollegen Achim aus Kassel. Mit einer Gruppe Jugendlicher wandelte er 2006 zwecks Austausch in Peru und als passionierter Fotograf brachte er schöne Fotos mit. Eines dieser Fotos gefiel mir besonders gut.

Damit sich auch die Daheimgebliebenen ein „Bild“ machen konnten, wurde eine Ausstellung organisiert, die so aufgebaut war, dass alle Besucher einen kleinen Parcours durchlaufen mussten. Daher bat Achim mich, durch einen kleinen auditiven Beitrag, den Durchlauf sinnlicher zu gestalten. Herausgekommen ist eine „soundscape composition“ mit dem Titel „cityscape peru“.

Für diese „soundscape composition“ (soundscape = Kunstwort für Klanglandschaft) hatte ich mich seinerzeit abermals auf der Internetseite freesound.org bedient, bewußt Klänge aus Peru herausgesucht und zusammengestellt. Da es sich überwiegend um urbane Klänge handelt, wurde der Begriff „cityscape“ – in Anlehnung an „soundscape“ – geprägt.

cityscape peru 

Immer, wenn ein ursprünglicher „soundscape“ einer Manipulation wie Schnitt und technischer Veränderung, wie zum Beispiel hinzufügen von Hall, unterliegt, oder auch einzelne Teile neu zusammengestellt werden, handelt es sich im strengen Sinne schon um „sounddesign“.

Der 1933 geborene kanadische Komponist Raymund Murray Schafer gilt als einer der „soundscape“ Pioniere. In Vancouver rief er 1971 mit dem World Soundscape Project eine Art auditive Ontologie ins Leben. Ihm kam es besonders darauf an, dass Klänge einer Umgebung (acoustic environment) in einem Sinnzusammenhang bleiben und nannte die beteiligten Klänge „sound events“. Damit war er der Gründer der sogenannten acoustic ecology Bewegung. Wird mit „sound events“ gearbeitet, kann man von einer „soundscape composition“ sprechen.

Der 1910 in Frankreich geborene Komponist Pierre Schaeffer, bekannt für seine musique concrète, arbeitete auch gerne mit Klängen, die er aus Natur und Umgebung bezog. Er legte aber keinen Wert auf einen lokalen oder sinnstiftenden sozialen Zusammenhang der Klänge. Solche Klänge werden dann als „sound objects“ tituliert. Die Zusammenstellung solch verwendeter Klänge zu Kompositionen grenzt man dann als „soundobject composition“ ab.

Bemerkenswert finde ich, dass beide Komponisten SCHA[E]F[F]ER heißen.

minigong

Passend zum Weihnachtsfest hier ein kleines Sounddesign-Stück aus dem Album „Klong“ von 2016. Die beiden kleinen Tibetan-Cymbals schenkte mir eine sehr geschätzte Kollegin vor vielen, vielen Jahren (siehe Beitragsbild). Aus ein paar Anschlägen, die mit einem Sampler aufgenommen und verarbeitet wurden, entstand ein herrlich dumpfer Klingelton. Es gibt sogar schon Menschen, die diesen Klang als einen Klingelton für ihr Smartphone benutzen, okay zugegebenermaßen, es gibt einen Menschen, der ihn benutzt. Wer diesen Klang gerne als Klingelton benutzen möchte, schreibt mich kurz an.

minigong

Brian Eno hat zu dem Thema mit dem Album January 07003: Bell Studies for the Clock of the Long Now 2003 eine bemerkenswerte Arbeit vorgelegt. Wer Glockenklänge mag, sollte sich dieses Album einmal anhören. Anhören kann man es sich auch bei Youtube.

seven days (mx)

Durch das Zitat „seven days“, hier gesprochen von Barak Obama, den man im Vergleich zu Donald Trump jetzt erst so richtig schätzen lernt, könnte man an die Schöpfungsgeschichte denken, denn da wird ja behauptet, die große Schöpferin hätte die Erde in sieben Tagen erschaffen. Für welche Zeiträume jetzt die 7 Tage stehen, ist nicht genau klar, aber es ist ein Wunder, dass der genetische Code mit seiner Vielfalt Fantastisches materialisiert hat. Davon zeugt das Beitragsbild, aufgenommen 2010 im X-LAB Göttingen bei der Untersuchung von DNA durch die PCR (Polymerase-Chain-Reaction) sichtbar gemachte genetische „Bänder“.
Das elektronische Stück „seven days“ entstand auch 2010 und wurde für eine Zusammenarbeit mit Juri Halliday anläßlich der Kasseler Museumsnacht 2010 zusammengestellt. Juri Halliday hat damals als VJ (Video Jockey oder veejay) gearbeitet und sich für das einmalige Projekt mit mir zusammengetan. Leider wollte er mir kein Video zur Dokumentation zur Verfügung stellen. Es bleibt der Sound. MX steht für eine neu gemasterte Version. Wer das ganze Album hören möchte, meldet sich bitte.

seven days (mx)

streich

Ich bin ein großer Fan sogenannter minimal music, eine spezielle Richtung zeitgenössischer klassischer Musik mit Mut zu durchgehenden Rhythmen und einfachen Harmonien. Die bekanntesten Vertreter sind: Steve Reich, Phil Glas und John Adams. Schon als Schüler habe ich Steve Reichs „Music For 18 Musicians“ rauf und runter gehört. Während des Studiums wurde von Dr. Ulli Götte aus Kassel In Prozess, das erste Minimal-Orchester Deutschlands in den achtziger Jahren gegründet. Ich durfte als Gründungsmitglied die ersten Jahre mitspielen, was mir sehr gut gefallen hat. Alle zehn Jahre werde ich zum Jubiläumskonzert eingeladen und spiele dann auch manchmal bei einem Stück mit; das Orchester existiert noch immer und tritt auf. Regelmäßig wird in Kassel ein internationales Minimal-Festival veranstaltet.

Meine Schüler kommen an meiner Vorliebe zur Minimal Music auch nicht vorbei und sie müssen z.B. beim Kurs „Form in der Musik“ so manches Minimalstück im Unterricht spielen und ergründen. Daher lasse ich mir manchmal auch selber etwas einfallen. Herausgekommen ist zum Beispiel das Stück „Streich“, ein Steve Reich „soundalike“ für Piano, Mallet, Flöte und Posaune.

streich

Das Bild wurde im Herbst im Hochmoor der hessischen Rhön aufgenommen und erinnert mich mit seinen Strukturen an minimalistische Musik.

dancing in the snow

Heute der erste richtige Schneefall. Die Kinder haben sich sehr gefreut und direkt eine Schneefrau gebaut. Es muss ja nicht immer ein Schneemann sein. Wenn die Schneefrau tanzen könnte, würde sie das vielleicht zum folgendem Stück machen. Nicht zu stark zappeln, man könnte ja schmelzen.

Das Stück erinnert mal wieder an den guten Joe Zawinul. Ich glaube kein anderer Musiker hat mich mehr beeinflußt.

dancing in the snow