Rana Temporaria ist die lateinische Bezeichnung für den – ursprünglich – in ganz Europa weit verbreiteten Grasfrosch. Diese Froschart ist vor allem deshalb gefährdet, weil ganz einfach die Lebensräume für Amphibien in Deutschlang durch Landversiegelung stark zurückgehen. Mir hat neulich jemand erzählt, dass in der Bundesrepublik täglich eine Fläche von ca. 94 Fußballfeldern versiegelt werden. Dies wollte ich zunächst gar nicht glauben. Das kann man aber beim Umweltinstitut München e.V. im Flyer „Naturnahe Gärten“ nachlesen. Das heutige Beitragsaudio ist sozusagen eine RAW-Datei. Sie ist ungeschnitten und unbearbeitet. Aufgenommen wurden die Grasfrösche am 04.05.2014 in einer ehemaligen Sandgrube unweit von Gudensberg Obervorschütz nahe des Golfparkes.
Bemerkenswert erscheint mir, dass gerade ehemalige Industriegebiete teilweise zu den letzten Refugien aussterbender Amphibien zählen. Dies klingt nach ein wenig Ironie. Das „Froschkonzert“ ist ein soundscape im eigentlichen Sinne, so wie es der bereits im Beitrag Cityscape Peru erwähnte kanadische Komponist und Klangökologe R. Murray Schafer in seinen Arbeiten ausführte. Er war der Auffassung, dass man die Bevölkerung nicht mit Appellen und Verboten zu mehr Klangsensibilät bewegen könnte, sondern ihnen Möglichkeiten aufzeigen sollte, wie man sich mit den Klängen der unmittelbaren Umgebung tiefergehend auseinandersetzten kann. Dazu hat er ein wertvolles und sehr praktisches Buch mit über 100 Übungen und dem Titel Anstiftung zum Hören herausgebracht. Als ich vor einigen Jahren an der Kasseler Uni einen Lehrauftrag an der Fakultät ästhetische Erziehung zum Thema „Vom Soundscape zum Sounddesign“ hatte, habe ich nach diesem Vorbild einige Übungen übernommen und eigene hinzugefügt, die man hier nachlesen kann: Anstiftung zum Hören -Studentenversion.
rana temporaria
Der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky schrieb 1931 in: ›Der Mensch – Die Weltbühne‹ mal folgenden bemerkenswerten Satz:
Der Mensch hat, neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.
In relativer Nähe zum Froschkonzert – ca. 1,5 km Luftlinie – verläuft die Autobahn (A) 49. In der Woche stellt die Lärmbelastung schon eine große Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Hier ein kleiner Eindruck von vorbeifahrenden Autos. Allerdings ist die Aufnahme während eines Sonntages entstanden, also am Wochenende, während das Verkehrsaufkommen im Vergleich zu einem Werktag doch deutlich geringer ist.