Der Komponist David Bruce ging vor einem Monat intensiv der Frage nach, ob die Musik des Pianisten und Komponisten Ludovico Einaudi tatsächlich gut ist? Ich würde mich ja sofort fragen, gemessen woran? Oder anders gefragt, wann ist Musik gut? Wer setzt den Maßstab? Man würde doch eher fragen, ob einem die Musik gefällt, ob die Musik einem etwas gibt oder etwas auslöst! Geht es darum, wie kompliziert oder artistisch Musik ist beziehungsweise wie stark kunstvoll ein Stück komponiert ist, oder geht es darum, welche Gefühle transportiert oder ausgelöst werden? Ist Musik nur dann gut, wenn sie ausreichend komplex ist? Ja, Musik kann auch sehr komplex UND gut sein, wir denken vielleicht an die Musik von J.S. Bachs oder von Frank Zappa. Sicherlich gibt es Beispiele, wo Musik so derart komplex ist, dass nur wenige Hörer folgen können.
Ludovico Einaudi ist unfassbar populär. Bei Youtube hat er 1.8 Millionen Abonnenten, bei Spotify hören über 8 Millionen monatlich seine Piano-Musik. Anscheinend trifft er mit seiner Art der Musik genau das, was viele Menschen hören wollen. Seine Musik ist meistens zart und unaufdringlich, fast naiv und melodisch immer fassbar. Nie wird das Gehör überfordert, Überraschungen bleiben meistens aus. Die Musik ist so angenehm gefühlvoll, dass sich viele Menschen darin wiederfinden können. Eine Konzertbesucherin meinte, wenn Einaudi anfängt zu spielen, dann geht für sie ein Tor auf durch welches sie gehen kann und sie befinde sich dann für die Dauer des Stücks in einer anderen, besseren Welt.
Als mir vor einigen Wochen ein Instagramm-Short-Video zu einer so bezeichneten nostalgischen Akkordfolge angeboten wurde und ich kurz danach das anfangs beschriebene Video über die Musik Einaudis verfolgte, inspirierte mich dies zu dem heutigen kleinen Beitragsstück. Herausgekommen ist auch ein naives, einfaches und melodisch gut fassbares Stückchen. Meine Frau meinte, als sie die ersten Skizzen aus dem Nebenraum hörte: „Was ist das für ein Stück?, das ist schön!“ Habe ich vielleicht bei ihr einen musikalischen Nerv getroffen? Ich habe das Stück passend zu der Äußerung der Konzertbesucherin Einaudis „der Tor-Öffner“ genannt.
the gatekeeper
Das Beitragsbild zeigt eine verwunschene Ecke im Zukunftsdorf Waldhof bei Greifenstein im Westerwald und steht für die beschriebene Idee eines gedanklichen Tores, durch das man schreiten kann.