mahavishnu is coming

1971 machte das frisch gegründete Mahavishnu Orchestra um den englischen Gitarristen John McLaughlin auf sich aufmerksam und unterstrich die Bedeutung der aufkommenden Jazz/Rock Ära. Das Orchester wurde in einer kompletten Neubesetzung 1975 formiert und dann noch einmal 1981, konnte aber an die erstmaligen Erfolge nicht komplett anknüpfen. Nach wie vor werden aber die Stücke – gerade der ersten Besetzung – aufgeführt. Bemerkenswert sind die Umsetzungen des Wieners Radio String Quartetts, die die Kompositionen ihrer Gewaltigkeit entrissen haben und auf ihre wahre Essenz zurückführen konnten. John hat dies selber bemerkt und mehrfach gelobt. Neulich stieß ich beispielsweise auf ein YouTube Video, bei dem John selber mit einer amerikanischen Formation die alten Kompositionen letztes Jahr wiederbelebte. Dabei bemerkte ich, wie gut mir gerade die Komposition gefallen hatten. In nebulöser Erinnerung war mir das zweite Stück Dawn (06:42) des ersten Albums The Inner Mounting Flame geblieben. Das heutige Beitragsstück versucht als sogenanntes soundalike ein bisschen die Art und Weise der Mahavishnu Kompositionen aufzugreifen. Dabei konkurriert die aufsteigende Melodie- mit der absteigenden Basslinie. Das Leadsheet verwendet dabei den kürzlich in CC Lizenz veröffentlichen Musikfont Pori, der sich jetzt auch in der Notationsoftware Sibelius verwenden lässt.

John wurde als Anhänger des Gurus Sri Chinmoy, dem übrigens damals auch Carlos Santana angehörte, der Name Mahavishnu verliehen, so erklärt sich der Name der Gruppe. Mahavishnu bedeutet Vishnu in einer besonders großartigen Form. Vishnu wiederum ist ein Aspekt des Göttlichen. Im Vedanta ist Vishnu ein Teil der Trinität, Brahma, Vishnu und Shiva. Brahma – der Schöpfer, Vishnu – der Erhalter, Shiva – der Zerstörer. Im Vaishnavismus ist Vishnu der wichtigste aller Götter. Vaishnavismus ist eine Hauptströmung des indischen Hinduismus. John wurde laut eigener Angaben fünf Jahre direkt von Sri Chinmoy unterwiesen und findet nach wie vor dankbare Worte für den Spiritualisten.

Das Beitragsbild zeigt die Schönheit der Natur in Form der Frühjahrsblüte einer Zierkirsche unseres Dorfplatzes – also letztendlich auch ein Aspekt des Göttlichen.

kalimbaba and the fourty sufis

Zugegeben, ein etwas merkwürdiger Titel, der dem Märchen aus 1000 und eine Nacht „Ali Baba und die vierzig Räuber“ entlehnt ist, welches ja hinlänglich bekannt sein sollte. Der Titel rührt daher, dass ich den Song mit einer Kalimbasequenz begonnen habe. Das Kalimba wird hierzulande auch als „Daumenklavier“ bezeichnet; dieser Name verrät uns ein bisschen über die Spielweise dieses Instruments. Als ich neulich meine kleine Enkelin besuchte, fand ich zufällig ein Kalimba in ihrem Musikinstrumentenkorb und machte ein Photo für diesen Beitrag, welches mit der Software prisma verändert wurde. Ich war der Meinung, es fehlen ein bisschen vokale Klänge, daher benutzte ich das sample von einem Sufi. Sufis sind Anhänger des islamischen Sufismus und werden auch Derwisch genannt. Zu ihrer spirituellen Praxis gehören die Kreistänze, die dem Derwisch ermöglichen bestimmte Zustände zu erreichen, um ihrem Transformationsziel näher zu kommen. In der sufistischen Tradition spielt dabei die Intuition eine große Rolle.

Intuition wiederum ist auch ein wichtiger Bestandteil des Erfindungsreichtum Musikschaffender. Während ich an diesem Stück arbeitete, fragte ich mich, welchen Anteil eigentlich Komposition und welchen Anteil Improvisation hat. Moderne elektronische Musik wird meistens nicht herkömmlich komponiert, also Note für Note „auf dem Papier“, sondern der Musiker spielt ein bisschen mit seinem Instrumentarium herum – er improvisiert – und setzt dann intuitiv einzelne Teile zusammen. Dabei entstehen Abschnitte während des Improvisieren, aber auch in den Schaffenspausen, wenn ihm neue Ideen in den Sinn kommen. Zumindest ist es mir so bei diesem Stück so widerfahren. Wen das interessiert, der kann bei diesem blog darüber etwas nachlesen. Wenn du jetzt das Stück hörst, scheu dich nicht, dich dabei tanzend im Kreis zu drehen!

kalimbaba and the fourty sufis

absynth morph

Das legendäre Synthesizer Plugin der Firma Native Instruments Absynth wurde im Jahre 2000 erstmals vertrieben. Für die damalige Zeit war es sehr innovativ, vereinte es doch erstmals verschiedenste Möglichkeiten und Kombinationen von Klangsynthese in einem Gerät. Die Modulationsmöglichkeiten waren enorm und stießen sofort auf mein Interesse. Durch die Schnittstelle VST konnte der Synthesizer in allen gängigen DAWs eingesetzt werden. Ich hatte eine Demoversion für eine bestimmte Zeit zur Verfügung und experimentierte mit den Klangmöglichkeiten herum und nahm ein paar Klänge auf, die ich absynthmorph getauft habe. „Morph“ steht dabei für sich wandelnde akustische Texturen.

Vom Wort „absynth“ ist es nicht weit zu dem legendären Getränk „absinth“ mit Kultstatus, was es sogar geschafft hatte für über 80 Jahre verboten zu sein, bis man durch wissenschaftliche Untersuchungen nachweisen konnte, dass das Getränk keine anderen besonderen Wirkungen wie anderer sehr hochprozentiger Alkohol hat. Auf jeden Fall ist der Anteil an dem Stoff Thujon – von dem die besondere Wirkung wie zum Beispiel Halluzinationen ausgehen sollte – nur so gering, dass dies nachweislich nicht der Fall ist. Absinth wurde auch die grüne Fee genannt, kommt doch die Spirituose „grün“ daher, weil das verwendete Wermutkraut die Färbung verursacht. Über die besondere Geschichte des Absinth kann man sich aufgrund vieler Artikel schlau machen, auch der Wikipediaeintrag ist sehr aufschlußreich.

Ich habe heute drei variierende Audios im Angebot. Das erste Sounddesign bringt die erwähnten Absynthdateien mit einem Holzblockrhythmus und einigen Streicher- und Chorklängen zusammen. Das zweite Sounddesign verwendet ausschließlich die ursprünglichen Dateien, die ich vor vielen Jahren aufgenommen habe. Das dritte Sounddesign letztendlich ist ein Resample des Zweiten, angereichert mit einem Drumbeat und einem lustigen elektronischen Bass.

absynth mix

absynth morph

absynth resample

Das Beitragsbild habe ich neulich bei einer Frühjahrsgartenparty geknipst. Dort war die ca. 2 Meter große Figur ausstellig und wurde mit der Software Comic Life verfremdet.