schroedertest

Der Plan bestand darin ein neues Hall-Plugin zu testen. Dies wurde von der Firma Schroeder zur Verfügung gestellt. Um es auszuprobieren, tippte ich ein paar Noten in den Editor. Dabei entstand sozusagen zufällig ein kleines Motiv und innerhalb kurzer Zeit gesellten sich weitere Linien, Bassläufe und Akkorde hinzu und das Stück „schroedertest“ war geboren.

Beim Namen „Schroeder“ kam mir das bekannte Gedankenexperiment Schrödingers Katze in den Sinn, welches ich als Jugendlicher im Zusammenhang mit der gleichnamigen Romantrilogie von Robert Anton Wilsons kennengelernt – aber nie vollständig verstanden – hatte. Herr Wilsons immer wiederkehrendes Thema dabei ist laut Wikipedia die Relativität der Wahrheit, und dies versucht er unter anderem durch die Verwirrung seiner Leser zu erzielen, die sich dabei aber köstlich amüsieren konnten.

Bei Schrödingers Katze handelt es sich um ein Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger aus dem Jahre 1935, der versuchte die Erkenntnisse der Quantenphysik über Erscheinungsformen und Wahrnehmung von Elementarteilchen auf die Makroebene und damit von uns sichtbaren Strukturen zu heben. Die Quantenphysik sagt aus, dass bestimmte Zustände von Elementarteilchen – also der Ort oder die Geschwindigkeit – NICHT gleichzeitig vorausgesagt werden können. Im Gedankenexperiment sollte ein Katze zusammen mit einer radioaktiven Apparatur in eine Kiste gesperrt sein und erst durch das Öffnen der Kiste – also im Auge des Betrachters – der tatsächliche Zustand der Katze – in diesem Fall, ob die Katze tod oder lebendig ist – festgelegt werden. Wer dazu etwas nachlesen möchte, kann dies auf den Seiten von Wikipedia tun oder hier eine etwas einfachere Erklärungen finden. Schrödinger wollte u.a. zeigen, wie schwierig es ist, sich die Postulate der Quantenphysik zugänglich zu machen. Bei diesen Postulaten geht es unter anderem auch darum, dass zwei Zustände ineinanderfließen können, ohne sich zu beeinflussen bzw. unverändert wieder aus der Reaktion hervorgehen können (SuperpositionInterferenz). Treffen zum Beispiel zwei Wellen genau aufeinander, ergibt sich eine resultierende Welle, solange, bis bildlich gesprochen die Wellen wieder ihre eigenen Wege gehen.

Dies alles hatte ich natürlich nicht direkt im Sinn, als das Stück Schroedertest erschien. Trotzdem hat es mich wieder angeregt darüber nachzudenken, was Musik eigentlich ist? Ist Musik nur eine Sammlung von Wellenlängen? Ist Musik auch dann noch Musik, wenn gar kein Zuhörer da ist, der die Musik hören kann? Also ist Musik nur dann existent, wenn es auch Betrachter (hier: Zuhörer) gibt?

schroedertest


Das Beitragsbild, welches 2019 in einem Garten in Münnerstadt aufgenommen wurde, soll an das bekannte Buch Das Tao der Physik von Friedhof Capra erinnern. Im 1975 erschienenen Buch schlägt Capra die Brücke der Erkenntnisse moderner Physik mit den Weisheiten des Ostens.

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