the earl of midi

Als ich ein paar alte Aufnahmen einer meiner ersten Popgruppe Funktaxi (dazu in einem weiteren Betrag in Zukunft mehr) in meinem Archiv suchte, stieß ich auf eine längst verschollene gedachte Masterkompaktkasette mit Aufnahmen meiner ersten mit einem Softwaresequenzer aufgenommenen Stücke. Der Computer – wir schreiben das Jahr 1983 – war der zur dieser Zeit berühmte und weit verbreitete Commodore 64, der erste richtige Homecomputer. Dieser Computer erhielt seine Bezeichnung aufgrund der Tatsache, dass er lediglich 64 KB RAM Arbeitsspeicher hatte. Aus heutiger Sicht eine verschwindend geringe Kapazität. Um so erstaunlicher war die Tatsache, dass findige Programmierer trotz des sehr begrenzten Speicherplatzes erstaunlich gut funktionierende Programme zu Wege brachten.

Zusammen mit einem Mitbewohner aus einer Studenten-WG kauften wir uns das erste in Deutschland erhältliche MIDI Interface für den Commodore 64 aus dem Hause des Synthesizerstudios Bonn. Dieses Midi Interface ermöglichte erstmals den legendären und zur damaligen Zeit total zukunftsweisenden Yamaha DX7 Synthesizer an den Computer anzuschließen und mit Schaltsignalen zur Erzeugung von Musik zu versorgen. MIDI wurde zum führenden Standart um elektronische Musikgeräte miteinander zu verbinden und existiert immer noch. Im Bundle des Interfaces wurde eine Sequenzersoftware mitgeliefert, die es ermöglichte gespielte Tonfolgen aufzunehmen und zu quantisieren. Das Edieren der Aufnahmen war möglich. Zu sehen waren Zahlenkolonnen mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund – für den VC 64 benötigte man als Monitor einen damaligen Fernseher, die an die frühen Computer erinnerten. Was heute längst als selbstverständlich gilt, war vor 35 Jahren enorm innovativ. Das Bild zeigt vertretend für die angesprochene Software eine Software, die für den Commodore 64 Vorläufer – ein CBM 8032 – programmiert war.

the earl of midi • minimal 1


the earl of midi • minimal 2

Ich durfte mir den DX7 ausleihen und spielte meine allerersten Stücke mit einer MIDI Sequenzersoftware ein. Weil zu damaligen Zeit noch kein Computer, CD Recorder oder sonstiges digitales Gerät zur Klangaufnahme zur Verfügung stand, nahmen wir die sogenannten Masterstücke auf teuren Kompaktkasetten auf. Zu dieser Zeit gab es für uns noch keine Möglichkeit bestimmte Stücke im Computer abzuspeichern. Die Möglichkeit der Datenspeicherung sollte für uns erst im darauffolgenden Jahr ermöglicht werden.

Das Beitragsbild habe ich bei einem Besuch im Wortreich Museum in Bad Hersfeld mitgenommen. Das Museum ist ein sogenanntes „Mitmachen-Museum“. Man darf anfassen und ausprobieren. Im Prinzip handelt es sich um einen analogen Sequenzer, ähnlich der Funktionalität einer Spieluhr, nur viel größer dimensioniert und aus Holz.