chipstuned

Kartoffelchips sind die beliebtesten salzigen Knabberartikel der Deutschen. Im Jahr 2021 wurden ca. 125.000 Tonnen Chips produziert. Im Durchschnitt werden ca. 900g Knabberartikel pro Kopf der Bevölkerung konsumiert, dies wären dann fast fünf Tüten Chips im Jahr. Klingt erstmal wenig. Da man aber bedenken muss, dass manche gar keine Chips zu sich nehmen, sieht die Statistik für einzelne Personen schon wieder ganz anders aus.

Der Titel des heutigen Beitrages ist ein kleines Wortspiel: Aus „chiptune“ wurde „chipstuned“. Chiptune steht ja bekanntermaßen für eine Musikrichtung, ein Genre, welches 8-bit Klänge älterer Spielhöllenautomaten und längst totgeglaubter Heimcomputer als Klangideal verwendet. Chiptune Musik hat weltweit eine große Fangemeinde vor allen Dingen in Japan und USA sowie in der Gamer-Szene. Ich möchte an dieser Stelle gerne an meinen ersten Ausflug zu diesem Genre erinnern: little chiptune.

Das Stück chipstuned bedient sich solcher Klänge und erinnert auch an die oben angesprochene Musikszene. Geholfen hat mir dabei der neue Bassline Generator meiner Musiksoftware reasonstudio, mit dem man spielerisch schnell zu bestimmten Effekten und Linien kommt. Fehlen darf auch nicht der Klang von gerade verzehrten Chips, der hier als Intro und Outro dient. Ganze Sounddesigner-Mannschaften werden von großen Lebensmittelfirmen beauftragt, den passenden Klang beim Öffnen von Chipspackungen und beim Verzehren von Chips zu erzeugen. Dazu gibt es einen schönen Beitrag vom Deutschlandfunk Nova.

chipstuned


Passend zum Thema heute ein paar Kartoffelchips drapiert auf einem Keyboard.

indian horns

Neulich bin ich in der SZ-Rubrik Bester Dinge auf einen bemerkenswerten Artikel gestoßen. Der indische Verkehrsminister hat verkündet, dass die Autohupen in seinem Land mit Klängen indischer Instrumente ersetzt werden sollen. Dies würde das Klangbild indischer Großstätte erheblich verändern. Bekannterweise wird in asiatischen Ländern erheblich mehr gehupt, als es bei uns üblich ist.

Ganz abwegig ist dieser Gadankie wirklich nicht. Namhafte europäische Autohersteller sind aktuell dabei ihre soundbrandings der wachsenden Elektroautoflotten auditiv völlig neu aufzustellen. BMW hat sich dabei sogar die kompetente Unterstützung eines Hans Zimmer eingekauft, der mit vollem Einsatz an dieser Idee mitarbeitet.

Ich biete heute zwei Soundscapes im Vergleich an. Das erste Stück lässt eine Zufallswahl von Hupenklängen diverser Autos über einer Verkehrstextur erklingen. Beim zweiten Soundscape werden die Hupenklänge von Klängen indischer Instrumente ersetzt. Vielleicht erhält man eine Idee der Vision des indischen Verkehrsministers.

indian horns (horn version)

indian horns (instrument version)


Das Beitragsbild ist eine verfremdete Aufnahme von verschiedenen Spielzeugsautos mit einem Hintergrund eines Straßenspielteppichs. Leider war ich noch nie in Indien und hatte noch keine Gelegenheit, dort den Verkehr zu fotografieren.

the number is not available

Es gibt bestimmte Entwicklungen, die werden als sogenannte Sprunginnovationen bezeichnet. Sprunginnovationen sind meistens bestimmte Erfindungen, die einen enormen Wandel in der Gesellschaft hervorbringen können. Die Erfindung des Buchdrucks ist eine der bekanntesten aus dieser Liste und es wird auch keiner bezweifeln, dass die Erfindung des Telefons mit dem Vorläufer des Telegraphen eine solche Innovation darstellte, konnten die Menschen sozusagen nunmehr mit ihrer Stimme auf Reisen gehen. Vorher war die Infomationsvermittlung nicht schneller als das schnellste Pferd mit Reiter, wenn man mal von Rauchzeichen, Brieftauben, Lichtzeichen und der Kommunikation mittels der Pfeifsprache El Silbo auf Gomera absieht. Die Integration des Telefons in einen Hosentaschen großen Mikrocomputer in Forms eines Smartphones stellt eine weitere Sprunginnovation dar.

Rafael Laguna, der Chef der relativ neuen Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND verrät in einem sehr lesenswertem Interview, warum die Gesellschaft die liebevoll bezeichneten HIPOS – was für „High Potentials“ steht – braucht und welche Anreize diese bekommen müssen. Dabei entlarvt er die selbstverliebten Eigenansichten der Hipster aus dem Silicon Valley – denn nicht jede gepriesene Innovation ist auch gleichzeitig eine Sprunginnovation – und berichtet über eine Liste des „The Atlantic“ der 100 wichtigsten Sprunginnovationen, die aufgrund von Befragungen zusammen getragen wurde.

Das heutige sounddesign stellt die wunderbaren Geräusche des Telefons in den Mittelpunkt, die mit der Benutzung die auditive Welt in diesem Bereich maßgeblich geprägt haben. Es sind Geräusche, die das Telefon beim Wählen von sich gibt bzw. gab und die wundervollen Signale, die uns akustisch anzeigen, ob wir auf den Verbindungsaufbau warten oder der Teilnehmer als besetzt markiert wird bis hin zu automatisierten Ansagen. Die Geräusche wurden auch diesmal wieder auf der Seite freesound.org mit einer einfachen Suche nach telephon ring zusammengetragen und mittels generativen Prozessen und Zufallsgeneratoren miteinander verknüpft. Hierzu die Wortwolke auf der freesound.org Seite.

the number is not available


Das heutige passende Beitragsbild habe ich abermals im Freilichtmuseum Hessenpark in einem Gewächshaus „gefunden“.

appearance of disappearance

Neulich stieß ich auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung mit einem für mich interessanten Inhalt: Ein Album mit australischen Vogelstimmen mit dem Namen Songs of Disappearance verdrängte namhafte Interpreten, unter anderem ABBA von den ersten Plätzen der australischen Charts. Dies ist ungewöhnlich, bemerkenswert und als Liebhaber diverser Soundscapes für mich eine große Freude. Es geht hier um Aufnahmen von Vogelstimmen, die über einen Zeitraum von 40 Jahren gesammelt wurden. Darunter sind etliche Klänge von Vögeln zu finden, die im Begriff sind auszusterben bzw. schon ausgestorben sind. So erklärt sich auch der Titel des Albums. Die Klänge sind sehr ungewöhnlich und bizarr und erinnern teilweise eher an Affen oder Hunde.

Ich habe mir erlaubt einige der Stimmen zu montieren und über einen Klangteppich, den ich aus verschiedenen australischen Grillenarten zusammengestellt habe, die ich abermals bei freesound.org gefunden habe, zu legen. Ich möchte durch diesen Soundscape der Aktion eine zusätzliche Aufmerksamkeit geben und allen denjenigen, die sich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzten, Nachdruck verleihen.

appearance of disappearance


Das Beitragsbild erinnert entfernt an den australische Dschungel. Ich habe es in diesem Sommer im Regenwaldhaus der BUGA Erfurt – dem sogenannten Danakil – aufgenommen und leicht verfremdet.

windy christmas

Auch dieses Jahr gibt es zur Weihnachtszeit eine passende Klanglandschaft in Form eines soundscapes bzw. sounddesignes, sozusagen ein Xmasscape, wenn man es so nennen darf. Dieses kleine Stück suggeriert eine raue Winterlandschaft mit ordentlich frostigem Wind und Schnee, oder zumindest Raureif, wie das Beitragsbild zeigt. Ein Foto, das ich aktuell heute aufgenommen habe, denn wir hatten heute morgen eine verzauberte Winterlandschaft pünktlich zum Winteranfang, der heute mit der längsten Nacht des Jahres – die sogenannte Wintersonnenwende -eingeläutet wurde. Womit wir wieder beim Thema sind. Die Windgeräusche werden durch allerlei Glocken und sogenannte Chimes ergänzt, die uns an eine weihnachtliche Kulisse erinnern.

windy christmas


screenshot windy christmas

Gleichzeitig möchte ich mich für eure Treue beim Verfolgen dieses blogs bedanken und hoffe, dass ihr auch nächstes Jahr wieder zahlreich dabei sein werdet. Ich wünsche Allen eine gesegnete Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und ein schönes Fest gepaart mit ein paar Erholungstagen, trotz aller Herausforderungen, die diese Zeit so bietet.

bladerunner ominaus forest

Der Titel aus der beliebten bladerunner Serie „ominaus forest“ passt durchaus in diese außergewöhnliche Zeit. „Ominaus“ lässt sich mit „unheilvoll“ übersetzen. Sollten wir nicht gerade jetzt eher eine „heilvolle“ Zeit erleben? Eine Zeit der Besinnung und des adventlichen Frohlockens? Irgendwie ist die Stimmung aber leicht getrübt. Ich persönlich darf mich nicht beschweren, vielmehr merke ich kraft meiner sensorischen Fähigkeiten, manche würden dies als Gespür bezeichnen, dass dieses Weihnachten irgendwie auch nicht mit einer Leichtigkeit daher kommt und sich ein bisschen schwerer anfühlt als sonst.

Freude macht es mir allerdings immer Musik machen zu können und zu dürfen. Mir fällt gerade auf, dass Musik machen einen hohen Grad der persönlichen Freiheit ausmacht. Wir haben ja gerade auch das Freiheitsthema in unserer Gesellschaft. Hier wird viel diskutiert. Musik zu spielen und zu kreieren – ich sage ja, man erfindet keine Musik, man findet sie nur – ist eine fantastische Ausdrucksform. Ich kann sozusagen machen, was ich will, nur meine Fähigkeiten und meine Phantasie begrenzen mich. Die Fähigkeiten kann man schärfen, indem man übt. Die Phantasie braucht Inspiration. Dazu muss man mit offenen Sinnen durchs Leben gehen, auch wenn der Zeitgeist manchmal betrüblich wirken kann.

Dieser bladerunner Beitrag – man lese bitte hier nach: Bladerunner Serie – bekommt seinen Titel auch wieder aufgrund eines Sound-Namens und ist absolut passend. Das Klangstück ist eine Reise, bei der es viel zu entdecken gibt. Klänge einer unbekannten Welt mit einem geheimnisvollen Wald, der durchschritten wird.

ominaus forest


Das Bild entstand zufällig bei einem Spaziergang in Erfurt diesen Jahres. Rein farblich passt es wunderbar zur Serie.

arab freesound

Heute gibt es mal wieder ein richtig schönes sounddesign. Diesmal mit Klängen, die ich auf einer meiner Lieblingsseiten gefunden habe: freesound.org. Hierbei bin ich wieder in schon bekannter Manier vorgegangen:

Man öffne die Seite freesound.org und gebe einen Suchbegriff ein. Hier gab ich den Begriff „arab“ ein. Die Klänge, die dann angezeigt werden, klicke man nach Gutdünken und Intuition an, so dass ein Geflecht von Klängen entsteht. Gleichzeitig nimmt man mit Möglichkeiten eines digital loopback das Audio auf, will meinen, man speichert das Ergebnis auf der Festplatte seines Computers.

arab freesound


Ich habe mich vor einigen Jahren ausführlicher mit dieser Vorgehensweise beschäftigt und hatte auch schon mal eine Arbeit mit dem Titel chant on the beach hier veröffentlicht.

Das heutige Beitragsbild wurde 2014 im Herbst in Izmir in der Türkei aufgenommen. Ich finde es ganz passend zum heutigen sounddesign.

bladerunner city night

Am nächtsen Album bladerunner wird weiterhin „schwer“ gearbeitet. Diesmal gilt es seine Audioanlage ein bisschen aufzudrehen, das Telefon abzuschalten, sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen, entspannen, ruhig einzuatmen und dem neusten Audiobeitrag der bladerunner series zu lauschen. Um so mehr du dich darauf einlassen kannst, um so tiefer kannst du abtauchen in die geheimnisvolle Welt der sibyllinischen Klangskulpturen und stenotopen Kometenklänge. Ein Hörerlebnis erster Güte ist garantiert, so meine ich es zumindest.

Das Stück ist diesmal ungewöhnlich lang geraten, sehr lang, nicht zu lang, angemessen halt. Es besteht auch sechs Teilen, die jeweils durch eine kurze Pause getrennt sind. Grundlage bietet die sogenannte keynote, bestehend aus einem rhythmischen swellsound, der durchgehend zu hören ist und die minimalistisch rhythmische Grundlage liefert. In jedem Teil kommt eine Textur dazu mit Ausnahme des fünften Abschnittes, der etwas ausgedünnt gestaltet ist. Die Klänge lieferten diesmal weitesgehend die neuen Combinator 2 Klänge der Reason Studio Musiksoftware Version 12.

bladerunner city night


Das Beitragsbild zeigt einen Ansicht aus Frankfurt am Main in der Nähe des Bahnhofviertels, die in ein surreales Nachtambiente mit Hilfe des Programms Pixelmator Pro umgewandelt wurde.

sanaa

Wie bereits angekündigt möchte noch jeweils einen Beitrag zu den zwei Stücken schreiben, die zwar auf dem Album go east veröffentlicht wurden, aber bisher noch nicht in das blog geschafft haben. Ja richtig, es muss heißen das blog und nicht der blog, denn es ist ja DAS Tagebuch, sozusagen.

2004 hatten wir das große Glück in den Jemen reisen zu dürfen. Ein Freundin hatte einen Job für die Entwicklungshilfe in der Hauptstadt des Jemen Sanaa beim Waterresearch-Programm angenommen, ihr Lebensgefährte wanderte mit aus und wir wurden eingeladen, sie besuchen zu kommen. Es war eine hoffnungsvolle Zeit für den Jemen. Das Land war gerade dabei sich zu öffnen und es wurden Versuche unternommen Demokratisierungsprozesse einzuleiten. Wie sich herausstellte, betraf dies aber eigentlich nur die Hauptstadt, denn die Strukturen auf dem Lande ließen sich auf keinen Fall von heute auf morgen verändern, auch wenn der Westen dies gerne gesehen hätte.

Wir wurden herzlich willkommen geheißen, denn weil die rot-grüne Schröder-Fischer Regierung die Beteiligung beim zweiten Irakkrieg (auch dritter Golfkrieg genannt) – vielleicht auch aus wahlpolitischen Gründen – verweigerte, wurden deutsche Touristen hoch angesehen und wir hatten unsere damaligen einjährige Tochter mit einer sehr blonden Haarpracht dabei, was die Einheimischen bewunderten.

Es ist zwar aus den Medien verschwunden, aber dem Jemen geht es in vielerlei Hinsicht sehr schlecht, ist er seit vielen Jahren der Schauplatz eines gräßlichen Stellvertreterkrieges Saudi-Arabiens mit dem Iran. Die ohnehin schon schlechten Bedingungen haben sich noch weiter verschlechtert, dem Jemen geht dramatisch das Wasser aus, Lebensmittel werden nicht produziert, außer der Volksdroge Kat, was die letzten Wasserreserven aufbraucht. Die Bevölkerung stirbt an Hunger und entsetzlichen Krankheiten. Erstaunlich ist, dass die Medien eine zeitlang von weltpolitischen Brennpunkten berichten und dann erlischt das mediale Interesse. Zur Zeit liest man nur Nachrichten aus Afghanistan, der Jemen kommt in der Berichterstattung nicht mehr vor.

2004 war wie gesagt eine Zeit, wo man noch einigermaßen beruhigt in das Land einreisen konnte und durch unsere Freunde von Ort, konnte wir das Land natürlich auf andere Art und Weise bereisen, als wenn wir ohne Kontakte einfach nur einen „normalen“ Urlaub versucht hätten. Der Jemen erlangte mal kurzfristig mehr westliche Aufmerksamkeit, als z.B. Günter Grass z.B. auf Einladung der Regierung einer Kulturaustauschtagung beiwohnte und die berühmte Stadt Shibam mit ihren mehrstöckigen Lehmbauten besuchte.

Nach wie vor bekommt das Land Jemen von der Bundesrepublik Deutschland viel Geld überwiesen. Es war mal Schwerpunktland der Entwicklungshilfe.

sanaa


Die Audiodatei dieses Beitrags verwendet die Originalaufnahme eines Muezzins, die ich damals mit einem Minidisc (MD) Recorder aufnahm. MD Recorder erlaubten in Gegensatz zu aufnahmefähigen Walkmans auf Kompaktkasettenbasis erstmals für den interessierten Laien digitale Aufnahmen auf einer kleinen Scheibe (Minidisk), die viel weniger rauschten, als die analogen Aufnahmegeräte.

Der mit flächigen Klangbildern ergänzte Soundscape zeichnet ein düsteres Bild, was zur aktuellen Lage im Jemen passt und dazu beitragen soll, den Jemen nicht zu vergessen.

Das Beitragsbild wurde 2004 in Sanaa aufgenommen und zeigt eine bizarre einzigartige Wolkenformation.

stargirl

Die Klangbibliotheksschmiede Spitfireaudio hat abermals zu einer Filmscore Competition aufgerufen. Da wurde ich doch heute glatt gefragt, „wat denn dat?“ Spitfireaudio hat dazu aufgerufen eine zweiminütige Filmszene aus der neuen DC Comic Serie Stargirl mit Musik zu unterlegen. Die Resonanz ist gigantisch. Ca. 1000 Arbeiten zu dieser Aufgabe werden eingesendet werden, so vermute ich, über 700 sind es schon.

Ich habe diesmal im Gegensatz zu einer früheren Arbeit die Filmszene in bekannter Filmmusikmanier gestaltet und habe ziemlich viele klassische Orchesterklänge verwendet. Ähnliche Aufgaben könnt ihr euch hier ansehen und anhören: westworld und metropolis. Doch hier nun meine aktuelle Filmmusik:

mystargirl

Für das Beitragsbild habe ich die Aufnahme einiger Sonnenblumen auf einem Feld in Nordhessen, passend zum Titel, ausgesucht.

worldplug

Die aktuelle Flutwasser Katastrophe hat mich an das Hochwasser Ereignisse vergangener Jahre erinnert. Vor vielen Jahren besuchte ich einen alten Studienfreund in Bonn, der inzwischen Vater geworden war. Als wir mit seiner vierjährigen Tochter am Rhein spazieren gingen und uns den Hochwasserstand ansahen, sagte das kleine Mädchen: „Da hat einer den Weltstöpsel gezogen!“ Ich konnte da nur beipflichten und war von dieser Aussage oder sollte ich besser sagen Einsicht begeistert!

Wenn enorme Wassermassen wie im Westen und Süden Deutschlands herunterkommen, hat man auch den Eindruck, dass jemand einen Stöpsel entfernt hat. Man kann von Glück sprechen, wenn man gerade in einer Gegend wohnt, die nicht betroffen ist. Die Betroffenen brauchen jede Hilfe und Unterstützung.

Jeden Morgen, wenn ich meinen Kaffee koche und Wasser in den Abfluss läuft, macht dieser aufwendige Geräusche und ich denke an die Geschichte über den Weltstöpsel zurück. Anlass genug, um mal wieder für die Reihe „from Soundscape to Sounddesign“ ein Stück beizutragen.

worldplug

In der Vergangenheit liegende Beiträge beschäftigten sich auch mit veränderten Soundscape Aufnahmen. An erster Stelle möchte ich den Beitrag door arrival in Erinnerung rufen und man kann auch nochmal bei holiday on ice schauen. Grundsätzlich kann man auch die Eingrenzung mittels der Kategorien in der Seitenleiste vornehmen um gezielter eine bestimmte Art von Beiträgen zu finden. Die Kategorien in diesem Fall wären soundscape und sounddesign.

sink drain original


Dreimal darf geraten werden, um welches Objekt es sich beim dem Beitragsbild handelt!

bladerunner planetary anomaly

Mein Nachbar machte mich darauf aufmerksam, dass unlängst eine Dokumentation mit dem Titel Auf den Spuren von Blade Runner auf Arte TV zu sehen war. Die sehenswerte Dokumentation beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob die mögliche Zukunft des Jahres 2021 im Entstehungsjahres des Filmes (1982) vorausgesehen wurde. Erschreckender Weise war die dystopische Sichtweise der Zukunft in vielerlei Hinsicht zutreffend, schaut man sich beispielsweise das heutige Stadtbild von Los Angeles an. Viele Arbeitslose in LA kampieren auf den Bürgersteigen der Straßen inmitten von Hochhäusern mit Eigentumswohnungen der reichen Bevölkerungsteile.

Außerdem geht die Dokumentation der Frage auf den Grund, wie sich der Film Blade Runner von Ridley Scott, der sich einen Namen mit dem SciFi-Film Alien machte, von einem Kassenflop zu einem Kultfilm entwickelte.

Bei der Zusammenstellung der Sounds hat mir mein Freund P. geholfen, der zwei Gitarrenspuren beisteuerte und der Collage noch weitere Dimensionen hinzugefügt hat. Kennern der Filmmusik ist das viermal auftauchende musikalische Zitat des ersten Teils des Hauptthemas der originalen Filmmusik des griechischen Komponisten Vangelis nicht entgangen.

bladerunner planetary anomaly


Das Bild wurde passend zum verwendeten Reasonstudio Soundpack, welches hier namensgebend war, in seinen Farbwerten verschoben und zeigt eigentlich den Edersee aus Sicht des Waldecker Schlosses.

black lady

Mit „black lady“ bezeichnet eine gute Freundin liebevoll ihr schon etwas betagtes Motorrad, welches allerdings noch hervorragend seine Arbeit verrichtet. Es erinnert ein bisschen an eine vergangene Zeit und weckt nostalgische Gefühle, als Motorradfahren mit Verbrennermotoren noch unbeschwert war und überhaupt das ganze Verkehrsthema entspannter angegangen werden konnte. Kenner werden den Typ des gezeigten Motorrades bereits erkannt haben: Es handelt sich um eine Suzuki Savage LS 650 mit Baujahr 1993 und einem Motor mit 20KW Leistung.

Auch das heutige Stück weckt nostalgische Gefühle, erinnert es doch an die vergangene Zeit der sogenannten Fusionmusik in den 1970ern Jahren, die auch gerne als Jazz-Rock-Musik bezeichnet wird. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich zum ersten Mal die fantastische Platte Wired von Jeff Beck aus dem Jahre 1976 hörte. Ich besuchte meine Schulfreundin aus der Nachbarschaft, deren damaliger Freund mir diese Platte vorspielte. Dies war ein absolut prägendes Erlebnis. Jeff Beck – bekannt durch sein Mitwirken in den 1960ern Jahren bei den Yardbirds – ist der absolute Meister melodiöser Leadgitarrenparts und lässt die Gitarre nuancenreich wie eine Gesangsstimme erklingen. Die Platte Wired wurde maßgeblich durch das Solo-Syntheziserspiel des tschechischen Keyboarder Jan Hammer, der durch seine Filmmusik zur Miami Vice TV Serie berühmt wurde, geprägt. Der frühere Keyboarder des 1. Mahavishnu Orchestras verstand es wie kein anderer „elektrogitarrengleich“ mit dem Mini-Moog-Synthesizer Soli einzuspielen. Auf der Platte Wired „battelt“ er sich leidenschaftlich mit Beck.

Das Stück „black lady“ bezeichne ich auch als ein Fusion-Stück. Der kurze Sologitarrenpart in der Mitte des Stückes wird Jan Hammer „like“ mit einem Keyboard gespielt. Den Sound der Suzuki Savage am Anfang und am Ende des Stückes habe ich auf YouTube gefunden. Ich danke FtpTillDeath für das Soundfile. Jetzt aber bitte unbedingt selber hören:

black lady


bladerunner artic

Heute mal wieder ein neuer Betrag zur unglaublich beliebten Bladerunner Serie, diesmal mit dem vierten Stück dazu. Wir hören ein harmonisches Geflecht, welches ausschließlich auf sogenannten Medianten basiert. Medianten sind Akkordverbindungen, die sich die Terzverwandschaft zunutze machen. Gebräuchlicher ist ja die Quint/Quartverwandschaft, wie wir sie aus der „normalen“ Kadenz kennen. Die Mediantentechnik wurde vor allen Dingen von den Komponisten der Romantik und Spätromantik verwendet, die ihr musikalisches Vokabular erweitern wollten und findet sich heute zuhauf in moderner Filmmusik sowie im Jazz wieder.

Ich habe ausschließlich die Abfolge der Akkorde F A Db und D verwendet. Man kann sich das Leadsheet des Stückes hier herunterladen: bladerunner artic. Hier der Anfang des Stückes:

Wer mehr über die Mediatentechnik erfahren möchte, schaut bei den Lehrklängen vorbei, oder schaut sich dieses gut nachvollziehbare Video von MusicTheoryForGuitar an. Ein anderes Video geht u.a. darauf ein, wie in der Filmmusik Medianten Verwendung finden.

bladerunner artic


Das Beitragsbild entstand zufällig bei einem Spaziergang. Von der Farbwahl her gesehen passt es.

detroit algoritm

Mit dem heutigen Beitragsstück nehme ich an der Songchallange initiiert von DJs vor Climate & Greenpeace teil. Aufgabe war es Samples des Greenpeace Folders zu benutzen und in beliebiger Form in einem Track zu verwenden. Einige Samples sind unschwer zu erkennen, andere, wie z.B. die des zunächst einsetzenden Schlagzeugs nicht von anderen Drumsounds zu unterscheiden.

Bis auf die elektronische Gitarre stammen alle Sounds von einem neuartigen FM Synthesizer der Firma reasonstudios mit dem Namen Algoritm, der eine breite Palette von druckvollen Pluck- and Bellssounds liefert und darüber hinaus knarzende Bässe, sowie wundervolle retrospektivische Leadklänge bereitstellt. Dieses virtuelle Instrument ist einfach zu bedienen und das Besondere ist, auf Knopfdruck werden zufällige neue Klänge geliefert. Detroit fand Einzug in den Titel, da ein verwendeter Drumsound so benannt ist.

detroit algoritm (djs for climate one)


Die Corona-Pandemie hat viele Themen verdrängt, aber allmählich kommt das Thema „Klimawandel“ wieder ins Bewusstsein zurück. Gestern wurde ein Statistik des deutschen Wetterdienstes verflicht, die besagt, dass obwohl wir zwei wirklich kalte Winterwochen – hier wurden bis zu -24° Celsius gemessen – mit Schnee hatten, der gesamte Winter schon wieder durchschnittlich zu warm und trocken war. In wie weit diese Klimaveränderung menschlich bedingt ist, kann schwer eingeschätzt werden. Sicher ist, die menschliche Umweltverschmutzung trägt deutlich bei und die Art und Weise der Landwirtschaft begünstigt das Sterben der Böden. Ich hatte vor etlichen Monaten in dem Beitrag we live in a strange world feat. greta thunberg schon mal ähnliche Gedanken ausgeführt.

DJs for climate & Greenpeace wollen auf dem kulturellen Weg einen Betrag zum Klimawandel leisten und schreiben:

We believe that culture and music can play an important role in the climate movement, offering inspiring visions, unity and the opportunity for the music community to come together and get involved. We are looking for inspiring visions of the future, trying to create an opportunity for momentum and change from a time of huge uncertainty.

The CLIMATE SAMPLE PACK offers an entry point to dig into this question. Using field recordings made by Greenpeace during years of vital action on behalf of our planet, we’ve crafted a wild array of unique sounds: Arctic ice claps, Amazonian storm loops, Pacific wave crashes, Synth whales and many more sparks for sonic exploration.These sounds have stories and we’re excited to hear you channel them into an amazing track which inspires, elevates or simply moves butts. We’ll release our favorites next year, and pick a select few to press on greenest vinyl ever made.

Das Beitragbild wurde vor wenigen Wochen aufgenommen und zeigt eine Schneelandschaft, die symbolisch für das Weltklima steht.

bladerunner oseney

Das dritte Stück aus der Bladerunner Fortsetzungsreihe. Das Stück erinnert ein wenig an den 1980 Jahre Technosound des dystopischen Filmes die Klapperschlange (englischer Originaltitel = Escape from New York) aus dem Jahre 1981 von John Carpenter, der nicht nur Regie führte, sondern auch die Filmmusik beisteuerte. In der Hauptrolle war Kurt Russel zu sehen. Ich war damals von der Musik so begeistert, dass ich mir sofort die LP kaufen musste. Die Ähnlichkeiten meines Stückes sind unter anderem dem durchgehenden rhythmischen Synthibeat und der Verwendung analoger Synthesizerklänge geschuldet.

bladerunner oseney


Das Stück besteht aus einer großen Kadenz, die dreimal wiederholt wird. Bei jeder Wiederholung kommen andere Diskantklänge hinzu. Die letzte Wiederholung schließt mit einer fast orchestralen Klangverdichtung. Einer der verwendeten Klänge aus dem Spitfireaudio Labs Universum trägt den Namen oseney, der dann namensgebend wurde.

Das Betragsbild wurde in einer Baugrube aufgenommen und farblich wiederum ins Orange verschoben und erinnert ein bisschen an eine Marslandschaft. Auch dazu sollte man wieder die Bildsprache des Filmes Bladerunner 2049 vergleichen.

bladerunner cyclosa

Heute gibt es nicht viel Text zu der Musik. Ich habe mich entschlossen Bladerunner-Stücke zu einer Serie zusammenzufassen. Hier nun das zweite Stück dieser Serie. Namensgebend abermals ein Sound der Spitfireaudio Lab Serie, die kostenlos zur Verfügung gestellt wird und mir immer wieder eine große Inspiration gerade für sphärische Stücke geworden ist. Ich möchte darum bitten, nochmals den Beitrag bladerunner durchzulesen, weil ich da einiges zur Musik des Films gesagt habe und dies trifft auch auf das heutige Stück zu.

Vor vielen Jahren beschäftigten sich ein paar Kollegen mit den Möglichkeiten mittels eines Computers Musik zu machen. Dazu wurden verschiedene Wettbewerbe (siehe hier S. 16) für junge Menschen gestartet. Einer dieser Wettbewerbe hatte das Thema „music without films“ frei nach Brian Enos music for films. Bei der Aufgabe ging es darum zu einem fiktiven Film bzw. einer Szene Musik mit dem Computer zu komponieren, ohne das der Film oder die Filmszene wahrhaftig vorlag. Ähnlich ist es mit meiner Bladerunner Serie.

bladerunner cyclosa


Das Beitragsbild zeigt einen Wolkenhimmel, der farblich ins Organgene verschoben wurde, um dem Thema gerecht zu werden. Wer genau hinschaut entdeckt einen fliegenden Greifvogel.

bladerunner

Der Film Blade Runner 2049 – die Fortsetzung des Originals aus dem Jahre 1982 – besticht in zweierlei Hinsicht, sowohl durch seine Bildgewaltigkeit als auch durch die Filmmusik. Beide Aspekte stellen sich in den Dienst der Ausgestaltung des Filmes, der sehr dystopisch ist. Die Bilder sind einzigartig, die Musik sehr passend, der Inhalt ist meiner Meinung zu vernachlässigen. Ich werde mir den Film, den ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal sah, unbedingt ein zweites Mal anschauen, alleine schon wegen der Bild- und Lichtsprache und der Filmmusik, die Hans Zimmer zusammen mit Benjamin Wallfisch komponierte. Die beiden Musiker haben sich in einigen Kompositionen sehr an die Musik der Originals von Vangelis gehalten und sogar einzele Motive und Themen wieder verwendet.

Als ich das Stück einspielte, kamen mir unweigerlich die Bilder und Stimmungen des Filmes in den Sinn und somit stand der Titel fest. Es handelt sich um eine Klangskulptur, die Flächen zeichnet und keiner Form zu gehorchen braucht.

bladerunner


Das Betragsbild zeigt den misslungenen Versuch den Vollmond hinter Wolken mit einem normalen Smartphone aufzunehmen, während die Straßenlaternen den Kontrast vermindern. Dabei sind die Farben ins rötlich Orange abgeglitten.

chakalaka (spice of africa)

Letzte Woche wurde ich von einem befreundeten Musiker zu einer live-stream-session eingeladen (soundsfromwood). Dies war für mich eine echte Premiere. Jede Woche pünktlich um 20:20h gehen 40min Session Musik auf Sendung, es ist immer ein Gast vertreten. Unsere Session war das 36 Konzert in Folge. Heiko hat dieses Format schon vor der Coronazeit entwickelt. Es schauen wohl so ungefähr 30 Leute live zu und nach der Sendung kann man die Sessions auf Youtube nachören. Für den Lifestream fand die Software mimo Live (boinx software USA) Verwendung. Am Ende des Streams gibt es passend zur Musik und Jahreszeit das Gedicht Herbsttag von Rainer Maria Rilke zu hören.


Ehrlich gesagt war ich doch – obwohl ich nun schon ein bisschen erfahren bin – etwas nervös, wie denn unsere Session ablaufen würde. Ich fand das ganze sehr spannend und aufregend, allein es hat uns eine Menge Freude bereitet und wir haben die ganze Sache auch nicht nur ernst genommen, sondern auch mit der nötigen Portion Humor verarbeitet. Heiko und ich haben früher bei den „Römern“ gespielt, eine Band mit der Besetzung Saxophon, Elektrobass, Drums und Gitarre und Gitarrensynthesizer. Wir haben damals Eigenkompositionen aufgeführt. Zwar spielen die Römer praktisch gar nicht mehr, aber die Gruppe hat sich offiziell nie aufgelöst und wir treffen uns noch regelmäßig, um gemeinsam Musik zu hören.

Zur Session habe ich meine aktuellen musikalische Arbeiten mitgenommen und als Grundlage für die Session ausgerollt. Dabei kamen vor allen wieder die exotischen Sounds des #reasonfriktion Plug-Ins zum tragen. Der Name chakalaka – die Würze Afrikas – führt etwas in die Irre, denn die Klänge gehen eher in den orientalischen bis japanischen Raum. Der Name chakalaka wurde kurzerhand einer Chipstüte entnommen und die schmeckten nicht schlecht, auch wenn ich die Gewürzmischung nicht sehr gut vertragen habe.

promised land

Als Martin Luther King seine berühmte promised land Rede am 03. April des Jahres 1968  in der Meason Temple Church in Memphis hielt, ahnte er vielleicht schon, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. So zumindest wird gedeutet, dass er in der Rede auch große Teile seines Werdeganges ausbreitete. Am folgenden Tag wurde Martin Luther King in Memphis/Tennessee ermordet. Für mich ist diese Rede in zweierlei Hinsicht besonders bemerkenswert:

1. Es ist kaum zu glauben, dass das amerikanische Volk im Besonderen und die Bevölkerung der Erde im Allgemeinen anscheinend noch nichts aus den Aussagen der Rede gelernt hat, denn 50 Jahre später muss eine Sozialbewegung wie Black Lives Matter darum kämpfen, den Rassismus gegen die afroamerikanische Bevölkerung abzuschaffen und dieser Bevölkerungsgruppe das in der Verfassung verbriefte Recht auf Gleichberechtigung zuzugestehen.

2. Die Betonung der Sprachmelodie die Luther King an den Tag legt, hat mich sofort fasziniert. Er zog dadurch wie kaum ein anderer Redner seine Zuhörer regelrecht in den Bann.

Ich möchte mit diesem Stück aus der „VoiceOver Reihe“ an die Taten und Hoffnungen von Martin Luther King eindringlich erinnern und gleichzeitig der Black Live Matter Bewegung viel Kraft wünschen, für ihre Ziele einzustehen und den gewaltfreien Weg konsequent beizubehalten.

promised land (voiceover edit)


große Ansicht

Das Stück verwendet die neusten Samples der spitfireaudio lab Serie. Im zweiten Teil des Stückes melodiert eine Elektrogitarre, die mit dem Sound des fantastischen Friktion PlugIns der Firma reasonstudios aus Schweden gedoppelt wird. Ich habe hier zusätzlich eine instrumentale Version angefügt. Zum Zeitpunkt 01:36min kommt die einsetzende Melodie von Gitarre und Violine dadurch natürlich viel besser zur Geltung.

promised land (instrumental)

Das Beitragsbild greift den Gedanke des gelobten Landes auf, denn zumindest in der Metapher werden fruchtbare Landschaften versprochen.

westworld

Und aller guten Dinge sind Drei. Auch diesmal lässt mich das Thema „tundra“ nicht los, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang. Wie man als aufmerksamer Leser dieses blogs schon mitbekommen hat, liebe ich es bisweilen an „competitions“ teilzunehmen. Diesmal schrieb die „Samplebude“ Spitfireaudio – hier schon vielfach erwähnt – die #westworldscoringcompetition2020  aus und ich beschloß schlagartig teilzunehmen. Ich montierte in Windeseile meine beiden letzten Tundra-Stücke unter den Trailer und fand diese moodtechnische Vorgehensweise durchaus machbar. Das Ergebnis findet sich bei Youtube.

Der Begriff Westworld traf mich sehr mindestens in zweierlei Hinsicht.

1. Der Film Westworld aus dem Jahre 1973 hatte mich als Jugendlicher enorm fasziniert. Der Aspekt, dass geniale Technik nicht mehr zu beherrschen ist, hat man sie einmal erschaffen, beeindruckte mich nachhaltig, genauso wie der ganze Plot des Films. 2016 wurde eine Serie mit dem gleichen Titel produziert und erfreute sich in Amerika großer Beliebtheit. Anscheinend kommt 2020 die Season 3 dieser Serie heraus.

2. In dem Namen Westworld steckt ja, der sogenannte Westen, die westliche Welt. Jahrzehntelang hat der Westen, gespeist aus den besten Jahren der USA, den Ton angeben und arrogant behauptet, dass der Neokapitalismus die einzig richtige Staatsform sei und die den anderen Staaten imperialistisch aufgedrückt werden müsste. In den letzten Tagen stellt sich heraus, dass dieses Modell höchst krankhaft bis morbide ist. Blicke in die Zukunft könnten sehr düster ausfallen. Amerika ist ein Scherbenhaufen, hat weder Staatsfinanzen noch den selbsterschaffenen Rassismus im Griff und wird überdies noch von einem verwirrten Narzissten geführt.

UPDATE: Die Competition ist beendet und die Gewinner wurden gekührt. Es hatten sich 11.000 Einsender beteiligt! Die YouTube Kommentar-Gemeinde war nicht schlecht erstaunt, welche Filmmusik gewonnen hat und hat dies auch unmissverständlich in den Kommentarzeilen zum Ausdruck gebracht. Ich persönlich bin auch sehr erstaunt und wundere mich, hatte ich doch einen ganz anderen Beitrag als Gewinner vermutet. Man kann dieses Youtubevideo zu Bekanntgabe der Gewinner aufrufen.

Das Beitragsbild zeigt diesmal schon eher eine Tundralandschaft als die beiden Beitragsbilder der letzten Einträge, aber die Gräser, die hier abgebildet sind, sind zu saftig, zu gut genährt, als das hier eine wahrhaftige Tundra-Graslandschaft abgebildet sein könnte.

tundra one

So ist es manchmal: Die erste Episode folgt der Zweiten. So zumindest in der Abfolge der „tundra sounds“ innerhalb dieses blogs. Wir bleiben also nochmal bei den Klängen der Labs Serie „Tundra“. Ich habe einige der angebotenen Klänge zusammengestellt und ein atmosphärisches Sounddesign erstellt. Allmählich stellt sich ein Rhythmus der „tundra sticks“ ein und ein tonhöhenmanipulierter Pianoklang tropft melodienartig Akzente in das Geflecht, sodass die Verdichtung zunimmt. Hört doch bitte selbst!

tundra one

Das Beitragsbild zeigt das gleiche Feld des letzten Beitrages!

tundra two

Namensgeber für den heutigen Beitrag ist mal wieder eine Klangsammlung der Firma spitfire audio, die mit ihrer Kollektion mit dem Titel tundra atmosphärische Klänge verteilt haben. Ich habe diese Klänge mit minimalistischen Anklängen an den von mir sehr geschätzten Minimal Komponisten Phil Glass kombiniert. Phil Glass ist für seine steten hypnotischen Arpeggien und plötzlichen metrischen wie harmonischen Wechsel weltberühmt geworden. Genau dies hören wir bei dem Stück „tundra two“. Der Pianoklang wird von dem Klaviersound Felt Piano erzeugt. Ein sehr schöner virtueller Pianoklang, wie ich finde. Das Felt Piano wird abermals von spitfire audio vertrieben.

tundra two


Das Beitragsbild führt einen in die Irre, denn es zeigt keinesfalls eine Tundra Landschaft. Dieses Bild entstand gerade letzte Woche beim Spaziergehen hier in der unmittelbaren Umgebung. Die Landschaft der Tundra zeichnet sich durch niedrige Temperaturen und geringe Niederschläge im Jahresmittel aus und ein üppiges Gerstenfeld – wie fotografiert – würde da nicht wachsen können. Die Grafik von der open.edu Website erläutert die Korrelationen von Temperatur und Niederschlag in Zusammenhang mit den Biomen der Erde.

twelfth night

Der Begriff twelth night ist das englische Pendant für Rauhnächte. Die heutige Nacht macht dem Namen alle Ehre, ist doch die Landschaft in Raureif (nach neuer Rechtschreibung wahrhaftig richtig geschrieben) getaucht. Das heutige Beitragsbild wurde nach einer vergleichsweisen gleichen kalten Nacht am Neujahrstag 2017 im Habichtswald bei Bad Emstal aufgenommen. Von Neujahr sind wir ja nicht weit entfernt. Den sogenannten Rauhnächten werden unterschiedliche Bedeutungen zugesprochen. Ich denke, je nach Zeit und Region treffen das Eine oder Andere, oder auch ein Kombinationen der Bedeutungen zu. Sehr wahrscheinlich erscheint mir, dass die Rauhnächte die Zeit waren, um u.a. den Mondkalender mit 12 x 29,5 Tagen – die sogenannte Lunation – für einen Monat mit dem Sonnenkalender mit durchschnittlich 30,4 Tagen für einen Monat anzugleichen, da sich eine eine Differenz von ungefähr 11 bzw. 12 Tagen ergibt, je nachdem, wie gerechnet wird. Dieser Brauch fand vor allen Dingen vor der Christianisierung Anwendung. Daher werden die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bzw. bis zum 5. oder 6. Januar auch als Tage Zwischen den Jahren bezeichnet, was für die Bedeutung des Kalederangleiches ja genau zutreffend wäre.

twelfth night


Man sollte sich das Stück „twelfth night“ unbedingt über eine richtige Anlage anhören, da die tiefen Töne entscheidend für den Gesamtklang und Höreindruck sind. Das Stück spiegelt die Zeitlosigkeit dieser Tage wieder, gibt es doch keinen wirklichen Rhythmus, geschweige denn einen erkennbaren Beat. Es hat gewisse Ähnlichkeiten zu Stücken, die Brian Eno und Robert Fripp in den 70er Jahren zusammen zum Beispiel auf dem Album Evening Star aufnahmen. Legendär ist die Verwendung später sogenannter genannter Frippertronics, ein Vorläufer digitaler Delay-Effekte, die mit Bandmaschinen erzeugt wurden. Die Klänge des vorliegenden Stückes werden von einer Gitarre erzeugt, die sehr lange Töne spielt und keinen Attack (Einschwingverhalten) aufweist, weil der Lautstärkeregler erst nach dem Anschlag aufgedreht wird. Dabei wird eine Gitarrenspur um eine Oktave nach oben versetzt, verändert und rückwärts gespielt. Eine weitere Kopie der Spur wird ebenfalls verlängert und um eine Oktave nacht unten versetzt. Alle Klänge werden mit einem sehr langen Delay (Echo) versehen und tragen die Töne in eine weite Ferne. Hinzukommt eine Linie, die mit einem Streichsound der Spitfire Audio Serie Labs in Form eines kleinen Weihnachtsgeschenkes ins Haus trudelte. Im Grunde werden nur Töne eines Bb Dreiklanges mit Zusatztönen gespielt und geben dem ganzen Stück etwas sehr zeitloses mit auf den Weg.

merry christmas

Zum Abschluss des Jahres gibt es einen kleinen Weihnachtsgruß in Form einer Klangcollage. Wer frühere Beiträge aufmerksam verfolgt hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die Seite freesound.org eine wunderbare Quelle für Klänge von Amateuren zum Collagieren ist. Ich habe den Begriff „Christmas“ eingegeben und aus den Ergebnissen ein kleines Sounddesign gebastelt und grüße euch damit herzlich zu Weihnachten. Ich hoffe, dass ihr meine Seite auch nächstes Jahr wieder besucht.

merry christmas


Das Beitragsbild zeigt ein illuminiertes Weihnachtshäuschen unseres Hausflures, welches aktuell zur Weihnachtszeit aufgestellt ist.